Land: Schweden
Reisezeit: Spätherbst/ Vorwinter.
Region/Kontinent: Nordeuropa




Laponia Tour von Ewald und Järven


Zur Erklärung- das sind "Forennamen", in Wirklichkeit heisst "Ewald" Stefan und "Järven" Peter


Tag 1

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Da steht man nun. Nach der Anreise im komfortablen Nachtzug, Schlafwagen, und den bei Reisen mit Ewald obligatorischen Ohrstöpseln.
Am Staudamm Suorva, mitten im Spätherbst, vor einer künstlichen Staumauer mit Windrad.
Aber es ist ja nur der Ausgangspunkt.
Die Rucksäcke werden gerichtet, Mützen ausgepackt, die letzten Zweifel ob oder doch lieber nicht werden hinweggespült.

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Der Gang über den Staudamm ist langweilig, aber nach 2 Kilometern wartet der gelbe lappländische Herbstwald und verschlingt uns und unser XXL- Gepäck.

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Aufwärts geht es, über Wurzeln, Steine, Bäche und Moorlöcher.
Nach etwa einer Stunde höre ich auch schon einen Schrei hinter mir- Peter, Peeeter...
Ich denke schon Ewald ist einem Bär begegnet- aber nichts dergleichen, er steckt halb auf der Seite liegend in einem Moorloch, die Beine komplett im Sumpf und kommt nicht mehr heraus. Ich überlege kurz ein Foto zu machen, lass es dann aber...

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Das fängt ja gut an. Ewald wird aus dem Loch gezerrt, die schmodderige Hose gewechselt, die Schuhe sind nass- aber das kann einen echten Ewald nicht grossartig abschrecken.
Es geht weiter, bei transluzenten Wolken und guter Sicht wird auf einer Anhöhe das Nachtlager aufgeschlagen. Eine alte Feuerstelle wird reaktiviert, gegessen, gekocht und der erste Lumumba wärmt Mägen und unsere schwarzen Seelen.



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Tag 2.

Sonnenschein. Herrliche Farben, wunderbarer Blick über die Seenkette Stora Lulevatten.

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Nach dem Frühstück bei etwa +2 Grad weiter auf dem Trampelpfad, bis eine Stelle gefunden wird um in das Kahlfjäll Richtung Vuosskelvagge abzubiegen.

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Vorbei am Berg Hallji biegen wir nach einem anstrengenden Aufstieg in das Hochtal ein.

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An mehreren Seen wandern wir vorbei, teils über Fjällwiesen, teils Steinfelder und Sumpflöcher, der Blick zum Ende des Hochtales geht geradeaus zum Berg Akka.

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Im letzten Viertel des Tales wird das Zelt aufgeschlagen.
Und schon kurz nach dem Lumumba bilden sich erste Eiskristalle auf der Aussenhaut des Zeltes. Es wird eine kalte Nacht, was zwei alten Säcken in dicken Daunentüten aber nichts anhaben kann.
Ohrstöpsel rein und schön schnarchen. Die ersten Tage sind immer anstrengend, da fallen die Augen sehr schnell zu.

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Tag 3

Am Ende des Vuosskelvagges (Vagge= Tal) muss man über einen kleinen Pass, dahinter- beginnen Blockfelder. Und es sind weniger „Felder“, es ist eine Bolcklandschaft.
Und verdammt anstrengen zu gehen. Oder zu hüpfen. Von Stein zu Stein. Und dabei hat Ewald noch so kurze Beine. Ich wage mir nicht vorzustellen was passiert wenn man sich in dem Gelände ein Bein bricht...

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Aber es gibt eine Lösung- nach oben gehen. Ist anstrengend, aber auf den Bergkuppen ist das gelände wesentlich einfacher.
Und so gehen wir an den oberen Hängen entlang, bis sich die Gassalako- Ebene am Ende des Kukkesvagge vor uns öffnen. Ein wunderschöner Blick auf die Reihe der Sarekberge, wenn auch wieder bewölkt.

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Wir steigen gerade hinunter zum Fluss Kukkesvakkjåkkå, überqueren diesen- durch den sehr niedrigen Wasserstand möglich- und gehen über Zwergbirkenweiden und Geröllfelder Richtung Sarekberge. An der Biegung eines Baches wird auf ebenem Schwemmland das Zelt aufgeschlagen. Wir sind beide ziemlich fertig von der Felshüpferei am Morgen...

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Tag 4

Frisch und munter- nee, eher angeschlagen wachen wir auf, frühstücken und gehen weiter, den Bach entlang. Nochmals Geröllfelder, Sumpflöcher, breite Wiesen vor dem Delta der Gletscherbäche, vorbei an einer Rentierwächterhütte.

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Oben links: Ein Järven in der Morgensonne...Oh, yeah! Brother of mine.. Alles wird gut!! Dann der Blick auf den Suotoftasjtahkka..


Das heisst, Ewald sucht sich seinen eigenen Weg- er geht erst zu der Rentierwächterhütte, Ich quere den Bach vorher um nicht in die Sümpfe zu geraten die sich in der Talebene nach der Hütte befinden. Die kenn ich von früher und will nicht noch mal hüfthoch im Treibsand verschwinden...
Ewald läuft geradewegs auf diese Stelle zu- ich rufe, schreie, brülle- EEEEEwald! Zurüüüüück...
Zum Glück quert er das Tal an der letzten möglichen Stelle, ich denke dieses Mal hätte ich ihn im Sumpf steckend fotografiert...
Es beginnt zu regnen, Schneeregen, es wird ungemütlich.
Eine Rast im Regen, Suppe kochen, Brot, Wurst und Käse- und der Aufbruch danach fällt schwer.
Wir gehen nicht sehr weit heute, am Fuss des Niak wird das Zeltauf einer windigen Stufe aufgeschlagen, wir verkriechen uns in das Zelt und schlafen recht früh.

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Man muß davon ausgehen das der STEIN denkt......

Was nicht ganz leicht fällt. Ewalds schuhe sind am ersten Tag nass geworden und werden immer nasser. Super wasserdichtes nachschlagen." Goretex dahinter patschnasses Futter, eine Wonne für geruchsbildende Bakterien...
Wir benennen das super Schuhsystem um. heisst jetzt "Waterflow -System" statt "Air- Revolution"

Tag 5

Heute sieht es wieder besser aus, bewölkt mit Lücken, viel Wind, etwas Sonne.
Und typische Fjälllandschaft, nicht mehr so felsig, einige Sumpfstellen aber gut zu gehen.

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[URL=http://imageshack.us][IMG]http://img356.imageshack.us/img356/5595/laponia

Wir biegen langsam ein in das Ruotesvagge.
Auch dieses mal etwas höher am Hang entlang, da es dort einfacher zu gehen ist.
Eine Gruppe Rentiere mit einem wunderbaren alten „Weissbart“, einem Bullen mit kräftigen Geweih und schönem Winterfell befindet sich während einer pause vor uns.
Ich versuche mich heranzuschleichen, werde aber natürlich von dem Bullen bemerkt.
Der scheucht seine Herde weg- und kommt röhrend auf mich zu.
Ich bleibe stehen, der scheint keine Angst zu haben. Und auch wenn die Rentiere eher klein sind, mit einem verärgerten Bullen möchte ich mich nicht anlegen.
Er dreht dann aber ab und folgt seiner Herde.

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Wir alten Bullen steigen dann in das Tal hinab, kurz vor der Rentierwächterhütte die schön auf einem Hügel mitten im Tal steht.

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Und machen dort eine Teepause-die Hütte ist sogar offen. Bei Stefans Tour 3 Wochen vor uns war sie noch verschlossen- scheinbar werden die Hütten für den Winter geöffnet- aus Sicherheitsgründen?
Man sollte sich da lieber nicht darauf verlassen.
4 km hinter der Hütte wird am Ufer des Smailajåkkå das Zelt aufgeschlagen.
Ewald geht kneippen. Seine Schuhe und Socken riechen wie tote nasse Hunde.
Ewald:„Mir reichts, ein Paar Lundhags müssen her“.
Ich überlege ob ich zur nächsten Tour zu den Ohrstöpseln noch Nasenklammern mitnehmen soll...

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Vortsetzung folgt- Eeeeewald!

Das Ruohtesvagge war angenehm zu laufen & kein Vergleich der Wege in den letzten Tagen & wir kommen sehr gut voran..&am Morgen entdeckt Järven einen näherkommenden Elch.der dann, vermutlich vom Geruch meiner Schuhe abgeschreckt, schleunigst reißaus nimmt..Haha.. Ich halte meinen Mund bezüglich der Rentierpfade denen wir folgen ,wohlwissend das man den Abend nicht vorher loben sollte... Mittagsziel war die Mikkastugan im Herzen des Sareks.
Apropos : Mikkajäkha und Mikkastugan sind nach einer Tragödie des Samenjungen Mihka benannt,... nachzulesen bei Heim & Klawatzki (Conrad Stein, Schweden: Sarek)...
Erneut freuen wir uns ,dass eine weitere Nothütte offen ist. D.h. eigentlich sind es keine Unterkünfte für uns, sondern Quatiere der Sameh für deren Sicherheit in diesem Gelände.
Das gilt auch für die Smailabrücke..
Mag sein das meine Einschätzung anders gesehen wird:
Aber ich berufe mich auf:

http://www.travelnotes.de/scandi/sarek/sarekg.htm
http://www.skarja.de/einf.php3

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Das Tourmat ist schnell verspeist & wir gehen ins Gouhpervagge. Zunächst finden wir den optimalen Weg nicht... Peter geht talwärts. Ich orientiere mich bergauf. Was gut ist, so habe ich ihn immer im Blickfeld und kann abschätzen, wo wir uns treffen müssten. So macht das Laufen Spass.
Nach der Flussüberquerung haben wir noch einen anstrengenden Aufstieg zur Renvakarstugan. Peter ist wie immer als erster vor Ort, hat Einrichtung, Ofen ,etc gescheckt. Ich bin begeistert über den Hüttenkomfort. Der Peroleumofen geht nicht, dafür sind die Betten mehr als OK. Und wir haben phantastische Ausblicke nach Nord, Süd, Ost und West.......
Was will man mehr...?
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Die nächsten 64 Stunden müssen wir abwettern.
Wir verbringen die Zeit mit schlafen und schlafen & essen und dann nochmal essen & aus dem Fenster glotzen Richtung Westen ins Gouphervagge, von wo der Wind pfeift...
Nach Süden Richtung Allgavagge drönt ebenfalls der Gegenwind.
Dafür entschädigt uns der Blicknach Osten ... :
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Geändert von Ewald (13.10.2008 um 20:31 Uhr)
Tag 6/7

Ruohtesvagge- Rentierwächterhütte Alkavagge siehe Ewalds Bericht.

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Ruohtesvagge

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Die Nothütte Mikkastugan...

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Hoch ins Alggavagge

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Blick zurück zum Skarja- dem Treffpunkt der Sarektäler


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Der Rentierzaun hinter der "Skarjahütte"- so wird die Rentierwächterhütte von den Sami genannt.

Wir bleiben da in der alten Hütte eben 2 Tage- es stürmt nachts gewaltig, regnet, schneit- haben keine Lust da zu starten, vor allem da der Wind uns voll ins Gesicht blasen würde.
Statt dessen viel Lumumba, Kaffe und Kuchen, Ewald nutzt die Gelegenheit sich zu rasieren....

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Nicht dass uns jemand begegnet und wir sehen ungepflegt aus! Das geht gar nicht.



Tag 8

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Das Wetter hat sich gebessert- man sieht am Morgen wieder Richtung Skarja und Sarek, auch das Koupervagge liegt mit frisch verschneiten Bergspitzen vor uns.

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Also Sachen packen, von der Hütte Abschied nehmen- und erst mal durch den Rentierzaun und den Bach hinter der Hütte.

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Hier geht es zunächst über das Schwemmland, etwas kieselig, aber die meiste Zeit ist das Alkavagge recht gut zu gehen.
Bis die Weiden kommen. Und wieder sehr nasse Sumpflöcher, was die guten Waterflow- System- Schuhe von Ewald wieder ordentlich durchnässt. Goretex ist da drinnen damit kein Wasser rauskommt...
Gegen Ende des Tales entschliessen wir uns durch den Alggajakka zu gehen, über das Schwemmland und an der rechten Seite des Alggajaure entlang- dort sind die Weidenfelder nicht so lang.

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Aber erst mal eine Rast mit Wurst, Käse, Brot und einer warmen Suppe.


Danach weiter, jetzt müssen wir durch den Sarvesjakk durchwaten- Ewald ist es egal, er geht einfach mit Schuhen durch, nasser kanns kaum werden.
Ich wate nach der Lundhags- Methode- obwohl auch meine Socken langsam nass werden.
Das Weidengestrüpp mit den Sumpflöchern ist einfach zu heftig.
Es wird am Abend dann nach 4 toten nassen Hunden riechen...


Tag 9

Regen.
Am Morgen Regen, viel Wind, egal- wir wollen hoch in den padjelanta, zu den Tuottar- Hütten.
Sind ja nur 8-9 km. Also nach dem letzten Tag kein Problem.
Es geht ordentlich hoch- der Regen wird zu Schnee. Der Wind zu Sturm, oben auf der Höhe wird es dann extrem.
Der Wind presst den Scchneeregen in jede Ritze, da nutzt das beste Gortex nichts- vor allem dr Schnee waagerecht und mit Orkanböen von vorne- iregndwie kämpft man sich plötzlich nur noch vorwärts. Meine Finger werden entsetzlich kalt- handschuhe an, Schal, aber ich wünsch mir eine Skibrille- ich seh nichts mehr.
Der Schnee wird zu Geschossen die in die Augen prasseln, es schmerzt, ich verliere die Orientierung, man sieht einfach nichts mehr. Meine Fototasche vereist. Eine 1cm dicke Eisschicht auf allem- dann seh ich Ewald an und erschrecke.
Er ist mit Eis gepanzert- die Schultern, der Rucksack, die Tragriemen- alles voll mit dickem Eis.
Dann taucht eine Rentierherde vor uns auf, dicht gedrängt stehen sie im Schneesturm.
Rennen erst von uns weg- gegen den Sturm- dann stopp- das Leittier dreht um und treibt die Herde auf uns zu- sie haben bemerkt dass es gegen den Sturm nicht geht. Wahrscheinlich sehen sie genau so wenig wie wir.
Meine Finger sind in den Handschuhen nass und die Spitzen fangen langsam an zu frieren.
Eigentlich sollte man das Zelt aufstellen und in den Schlafsack kriechen, aber mit den kalten Fingern und dem Sturm ist das einfach unmöglich- also stur gehen, nach unten sehen- sich „rückwärts“ orientieren... es dauert scheuinbar eine Ewigkeit.
Dann wird der Schneefall schwächer- und wir stehen am Doutarjaure.
Nur noch am See entlang, über einen Berg und zu den Hütten. Heizung an.
Und dann geht es auch schon wieder los- Sturm, Schnee- der Entschluss auch hier einen tag abzuwettern wenn das nicht anders wird ist schnell gefasst, ich bin froh dass uns heute nichts passiert ist.
Der Abend wird zumindest warm und gemütlich, während draussen wieder der Sturm heult.

Es gibt von dem Tag leider keine Bilder- bis an den Hütten von Tuottar.

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Geändert von Jaerven (21.10.2008 um 22:38 Uhr)

Das Wetter wird nicht besser. Trotzdem entscheiden wir nach Tarraloupal abzusteigen. Die ersten Kilometer gehen gut... Dann erwischt uns auf der Hochebene, zwischen den Seen Gäffäjavratja und Gieddoajvejävrätja wieder der Sturm.... in Orkanboen.. Einmal werde ich "nur so" umgeblasen und liege auf dem Rücken bzw Seitenlage und komme nicht mehr aufrecht..... Es ist immer gut einen Freund zu haben , der "unten" auf einen wartet.. Wir teilen eine Zigarette und ich frage Pit,ob es ihm "oben" nicht so gut gefallen hat.....
Schnell sind wir bei der Stugan.

Ich mag das nicht, irgendwie mag ich das Tarradalen nicht.Irgendwie bedeutet das immer das Ende. Zwar noch etliche Kilometer vor uns, trotzdem ....
Trotz Bärenspur, mag nicht auf Planken laufen, Schmerzen der Füße auf dem Weg nach Nunjes... Mag das nicht und will ich nicht.

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