Sicherheit im Winterfjäll:
Ein paar Tips:
Schuhe
Hierbei werden häufig Schuhesysteme mit Innenschuh wendet. Der Innenschuh wird mit in den Schlafsack genommen, um ein Einfrieren des feuchten Schuhes zu verhindert. Alternativ können auch hier VBL Vapor Barrier Liner Socken verwendet werden, um ein Feuchtwerden des Schuhs zu verhindern. (Gefrierbeutel können als Not-Inliner verwendet werden)
Schneeschaufel
Einer der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände auf Wintertouren. Zum Errichten von Schneewällen, Herrichten des Zeltplatzes, Herrichten von "Toiletten", und ganz wichtig zum Bau von Notbiwaks, Schneehöhlen, Schneegruben.
Skibrille
Sehr wichtig auf langen Touren bei Stürmen, Schneetreiben, auch gegen Schneeblindheit.
Sicherheitstechniken- Anlegen vonNotbiwaks und Schneehöhlen:
Notbiwak mit Windsack
Das Notbiwak mit dem Windsack bietet gegenüber den reinen Schneebiwaks grosse Vorteile: Es kann praktisch überall errichtet werden, da es nur eine geringe Schneehöhe braucht, um minimalen Schutz zu erreichen. Auch der Vorteil, dass man "hier und jetzt" ins Biwak gehen kann, ist in Notsituationen entscheidend, insbesondere wenn es erschöpfte oder gar verletzte Personen hat. Und man spart Kraft, wenn man nicht noch lange nach einer geeigneten Schneewächte suchen muss, wenn das Wetter und die Sicht sowieso schon schlecht sind. Nachteil: es ist kälter als in einer Schneehöhle.
Der Windsack ist besonders in Skandinavien als der Not-Ausrüstungsgegenstand bekannt. Er wird auch auf allen geführten Touren von DNT und STF mitgeführt (1 Sack pro 2 Personen). Die bekannten Marken Hilleberg, Helsport und Exped haben Wind-/Biwaksäcke aus leichtem Ripstop-Nylon im Sortiment. Zum Windsack gehört zwingend pro 2 Personen 1 Schaufel, besser 1 Schaufel pro Person. Auch eine körperlange Isomatte und ein (Sommer-)Schlafsack gehören zur Notausrüstung.
Fehlen die Schlaufen und Packriemen an den käuflichen Exemplaren, lohnt es sich, diese selber anzubringen.
Vorgehen:
1. Wenn möglich mit Sonde, Skiende oder Stock prüfen, ob die Schneedecke mind. 0.5 m tief ist. Wenn möglich Windschutz in Form einer Birkengruppe, Felsblöcken oder Geländekuppen aufsuchen. Dort ist im Normalfall die Schneedecke auch höher.
2. Rucksäcke/Pulkas so platzieren, dass sie genau gegen den Wind stehen. Dies bildet ein erster Windschutz, um dahinter graben zu können.
3. Die auszugrabende Fläche mit Stöcken (umgekehrt in den Schnee rammen!) und/oder Skiern abstecken. Der Graben sollte etwa 2-2.5 m lang und etwa 1.8 m breit werden.
4. Ausgraben der Fläche. Dabei möglichst Schneeblöcke ausheben, die als weiterer Windschutz dienen.
5. Der Graben sollte mind. 0.5 m tief sein, ggf. am Rückenende tiefer.
6. Windsack auspacken und an Skiern so fixieren, dass das obere Ende etwas tiefer als die Kante des Grabens liegt.
Die Höhe des Windsacks kann fürs Liegen oder Sitzen variert werden.
Je tiefer gegraben wird, umso besser. Wenn es die Schneeverhältnisse nicht zu lassen, kann auch mit dem Aufschichten von Schnee ein guter Windschutz errichtet werden.
Diese Anwendungsmöglichkeit ist nicht geeignet, wenn eine Übernachtung bevorsteht. Es ist aber eine gute Lösung, wenn für eine Pause Windschutz gesucht wird. Eine Pause in einem Windsack ist sehr viel erholsamer, als im Wind und Schnee ausgesetzt. So geschützt kann auch die Karte ausgepackt werden, Koordinaten bestimmt, Pläne diskutiert, Kleider gewechselt usw.
Die Anwendung des Windsacks sollte vor oder während der ersten Tagesetappe geübt werden. Es ist wichtig, dass der Tourenpartner und/oder die Gruppenmitglieder wissen, wie in einem Notfall vorgegangen wird. Dieses Wissen stärkt alle. Und warum mal nicht in einem Biwaksack vor der Hütte übernachten?
Schneehöhlen und Notbiwak
Schneehöhlen sind die sicherste und effektivste Möglichkeit einen Sturm in widrigsten Verhältnissen zu überstehen.
Allerdings benötigen sie viel Zeit und Voraussicht.
Eine sogenannte "Kantengrube" geht etwas schneller und ist mindestens genau so effektiv. Ebenso die sogenannte Kaverne, je nach Ausführung.
Einfacher und noch schneller sind einfache Gruben die entweder in einen Hang oder eine tiefere Verwehung gegraben werden. Abgedichtet werden sie mit Poncho, eine Konstruktion aus Skiern und Schnee oder den Materialien die man vorrätig hat. Diese schützen vor Wind, halten allerdings nicht die Wärme so dass man auf einen warmen Schlafsack sowie Biwaksack und Isolation nach unten angewiesen ist.
Schneehöhle und "Kantengrube"
Eine Schneehöhle kann auf viele verschiedene Arten gegraben werden.
z.B. mit mehreren Eingängen, mit Bänken quer oder auch längs zum Eingang. Am einfachsten geht das in hohen Schneeverwehungen oder Schneewächten. Dabei darauf achten, dass man nicht am Fuss der Verwehung beginnt sondern etwas höher, so ist es leichter den Schnee weg zu transportieren. Die Tiefe der Schneewehe sollte midestens 2 m betragen, die Höhe ebenfalls.
So geht's:
Schneehöhle
1. Eine Öffnung in den Schnee schippen, etwa Schulterhoch und gerade. Dann einen Gang etwas schräg nach oben schaufeln. Die Wandstärkesollte über 50cm betragen, mehr ist besser- ebenso die Deckenstärke.
2. Am besten Blöcke schneiden die man später zum Abdichten der Öffnung benutzen kann.
3. Nach dem Eingang die Höhle nach links oder rechts erweitern, wenn die Schneewehe gross genug ist auch geradeaus. Bänke ausschneiden auf denen man bequem sitzen kann. Die Bänke sollten gross genug sein dass man mit einem Schlafsack darauf liegen kann ohne an die Wände anzustossen. Und soviel Kopffreiheit besitzen dass man aufrecht sitzen kann. Ein Tip- eine kleine Delle in die Mitte der Bank machen so dass man nicht abrutschen kann.
4. Die Wand sollte min. 50 cm dick sein.
5. Fussraum graben, auch Ablagestellen für Material, man kann sogar richtige Regale auschneiden.
6. Das Dach sollte gleichmässig abgerundet werden. Alle scharfen Kanten und grössere Unregelmässigkeiten entfernen so dass es nicht tropfen kann. Sehr wichtig ist es für Lüftungslöcher nach aussen zu sorgen! Besser mehr als eines. Diese am besten mit Skistöcken freihalten. Eine Kerze kann zur Kontrolle der Atemluft dienen. Und sogar richtig warm machen.
7. Die Öffnung mit vorher geschnittenen Schneeblöcken abdichten. Aber bitte bis nach dem Kochen warten- ein Kocher in der Höhle verbraucht sehr viel Sauerstoff, also am besten am Eingang oder wenn möglich davor kochen.
8. Die Öffnung kann aber auch mit Pulka, Ponch0und Skiern oder sonst wie verschlossen werden. Schnee als Verschluss hält natürlich mehr Wärme in der Schneehöhle.
Kantengrube:
1. Man gräbt einen etwa Skistock- langen Graben der so breit ist dass man sich gerade bewegen kann. Den so tief nach unten, dass die Oberkante mindestens Kopfhöhe beträgt.
2. Hat man diesen Schacht, schneidet man kantenförmig schräg nach unten um eine Bank zu erhalten.
3. Schneeblöcke ausschneiden und über die Öffnung der Grube legen. Was auch geht ist mit Skiern und Poncho/ Überzelt oder sonstigen Planen abdecken und Schnee darüber schaufeln.
4. Mit Schneeblöcken oder Pulka/ Rucksäcken u.s.w. kann der Eingang verschlossen werden. Und bitte daran denken- auch hier muss für Lüftung gesorgt werden, also Öffnungen nach oben machen welches man auch freihält.
Kaverne:
1. Eine Stelle suchen an der man eine Höhlung in eine Schneewand graben kann, etwa 1,40 m tief.
2. So ausformen dass man eine Bank erhält und aufrecht sitzen kann
3. Den Aushub- am besten wieder in Blöcken- vor der Kaverne zu einer Schutzwand aufrichten. Eventuell auch mit Skiern und Poncho u.s.w. abdichten.
Kavernen können schneller gegraben werden als Schneehöhlen, sind aber wenn sie nicht ganz mit einer Schneewand abgedichtet werden kälter als diese.
Einfache und flache Grube:
1. Eine Stelle suchen an der man eine Höhlung graben kann. Wenn der Schnee nicht tief genug ist aussen eine Wand aus Schnee zur Erhöhung errichten.
2. Abdecken mit Skieren und Schneeblöcken oder Skiern und Ponscho / sonstige Plane die dann mit Schnee beschwert wird.
Das gleiche bei der flachen Grube.
Am besten Pulka und/oder Rucksack und zusätzlichen Schnee hinter den Kopfblock legen, um ein Verwehen zu verhindern!
Mache keine lange Tour ohne Training bzw. gute Vorbereitung.
Sage anderen, wohin Du gehst.
Zeige Respekt vor dem Wetter und beachte die Wettervorhersage.
Sei gegen schlechtes und kaltes Wetter gewappnet, selbst auf kurzen Touren. Gehe nie ohne Rucksack und der in den Bergen notwendigen Ausrüstung los.
Höre auf den Rat erfahrener Wanderer.
Gebrauche Karte und Kompaß.
Gehe nicht allein los.
Kehre rechtzeitig um - umzukehren ist keine Schande.
Schone Deine Kräfte und grabe Dich rechtzeitig im Schnee ein, wenn es nötig ist
Quelle inkl. ausführlichem Regeltext (norwegisch): Den Norske Turistforening (DNT)
Weitere nützliche Tips:
genügend Reserven einplanen (Zeit, Brennstoff, Proviant, Material, Wärmeisolation), um mehrere Tage abwettern zu können.
auf Redundanz und Ausfallsicherheit bei wichtiger Ausrüstung achten (Karte und Kompaß und GPS und Akkus dafür, Schneeschaufeln, Kocher, Lampen, LVS).
nur funktionstüchtige Ausrüstung mitnehmen, die im Schlaf und unter schwierigsten Bedingungen beherrscht wird.
sicherheitsrelevante Ausrüstung muß jederzeit schnell und einfach benutzbar sein.
jederzeit den Kontakt zu Gruppe und Basislager halten - im Zweifelsfall diese nicht einmal zum Pinkeln verlassen.
Teamwork, Aufgabenverteilung, Kameraden unterstützen, keine unabgesprochenen Einzelaktionen.
den eigenen Körper (und den seiner Partner) warm und trocken halten, Vorsicht vor Schweißfeuchte durch Anstrengung, Einbruch im Eis, Atemkondens in Zelt und Gesichtsmaske, Kondens beim Kochen.
sich nicht auf ideale Vorraussetzungen verlassen - Akkus verlieren bei Kälte an Kapazität, Hütten/Zelte können nicht gefunden werden, Rettungskräfte können bei Unwetter nicht ausrücken, Brennstoff kann auch in bewirtschafteten Hütten zur Neige gehen, Hütten können abgebrannt, verfallen, verschlossen, schlecht isoliert oder an andere Koordinaten versetzt worden sein.
lokale Besonderheiten in Erfahrung bringen (typisches Lawinenrisiko, rasche Wetterwechsel, unwegsames Terrain, Gletscherspalten, Eisverhältnisse (brüchiges Ufereis bei Wasserkraft-Stauseen), Höhenluft, ...).
vorhandene Nottelefone benutzen, um die Lage besser einschätzen zu können - ein Anruf kostet nichts und jemand, der helfen kann, ist über Eure Position, Situation und Pläne informiert.
Risiken ehrlich bewerten, sich nicht von Routiniertheit blenden lassen.
Geländeformationen beachten und zum eigenen Vorteil ausnutzen - Büsche/Bäume/Senken/Felsen/Verwehungen als Windschutz, offenes/exponiertes/hochgelegenes/ungeschütztes Gelände meiden.
Geländeformationen und Routenmarkierungen als Navigationshilfsmittel zu nutzen wissen und es sich so einfach wie möglich machen - schwedische Wintermarkierungen sind z.B. besser sichtbar als norwegische, Berge/Täler/Hänge können die Richtung weisen (Lawinengefahr!).
don't Panic!
Weitere Informationen sind hier zu finden:
ODS-Wiki: Outdoor im Winter
Homepage des DNT auf Deutsch
Fjällsäkerhetsradet (schwedisch und englisch